Zum Hauptinhalt springen

SC Leinefelde 1912 und JFV Eichsfeld Mitte sehen große Probleme bei Saisonfortführung

Gemeinsame Stellungnahme des SCL und JFV

Nach dem Webinar des Thüringer Fußballverbandes am Samstag informierten die Verantwortlichen des SC Leinefelde 1912 und des JFV Eichsfeld Mitte die Trainer aller Altersklassen über den Inhalt. Es ist noch anzumerken, dass den Verantwortlichen beider Vereine klar ist, dass nicht abzusehen ist, wann wir wieder Fußballspielen werden, jedoch sind sie gleichwohl irritiert über den Ablauf des Webinars. Wir werden diese Stellungnahme auch nutzen, um einen möglichen Lösungsweg aufzuzeigen. Alle befragten Trainer haben sich für einen Abbruch der Saison ausgesprochen.

Als Dialog angekündigt, stellte sich die Schalte als eine Werbetour für das Szenario des Einfrierens der Saison mit der Fortführung ab September für uns dar. Wir können durchaus die Sichtweise der Verantwortlichen des Thüringer Fußball Verbandes verstehen, dennoch sind einige Argumente die angeführt wurden aus unserer Sicht nicht nachzuvollziehen.

Zum einen wurde die größere Planungssicherheit bei dieser Variante erwähnt. Jedoch gibt es mit jeder Entscheidung, auch mit einer Entscheidung zum Abbruch Planungssicherheit. Beim Abbruch sicher mehr für die Vereine als für den Verband. Auch die angekündigte, erwartete Klagewelle bei einem Abbruch können wir nicht folgen. Zum einen sollte man hier an den Fairplay Gedanken appellieren, zum anderen befinden wir uns in einer absoluten Ausnahmesituation, für die wir Sportler am wenigsten können und gerade in solch einer Situation sollten alle handelnden Personen zeigen, wozu der Fußball in der Lage ist. Andere Fachverbände haben dies schon getan.

Es ist auch richtig das sich der Verband Gedanken macht, wie es weitergehen kann. Der Westfälische Verband geht mit dem Beispiel des Abbruchs voran und nicht nur der! Sicher hat sich der bayrische Verband für die Variante entschieden, die jetzt vom TFV favorisiert wird, doch wir sehen hier vor allem große Probleme bei der Umsetzung im Nachwuchs.

Auch als Vorteil für das Einfrieren der Saison wurde genannt, dass es weniger Probleme mit Verträgen geben würde, ob mit Spielern, Sponsoren oder Trainern. Hierzu ist anzumerken, dass dies so nicht richtig ist. Die Verträge laufen bis zum 30. Juni eines Jahres. Diese müssten sowieso verlängert werden. Und wenn man schon von einem Verlust redet, wird dieser bei der favorisierten Variante viel höher sein, da wir unseren Sponsoren nur eine halbe Saison anbieten können. Viel weniger Spiele sind die Folge.

Wenn nach Abschluss der Saison im Winter oder Frühjahr der Pokalwettkampf beginnen soll, sehen wir ein nächstes Problem. Mannschaften die in der ersten Runde ausscheiden, schauen wieder monatelang zu, können maximal Freundschaftsspiele ohne Wettkampfcharakter austragen. Hier stellt sich die Frage: Wie sollen wir ein zweites Mal die Spieler ohne Ansporn weiter für den Fußball begeistern? Die Vereine sind froh, wenn nach der jetzigen Pause alle Spieler wieder zurückfinden.

Im Männerbereich sieht der SC Leinefelde 1912 vor allem Vereine stark benachteiligt die auf den eigenen Nachwuchs setzen, wie es der SC Leinefelde tut. Denn gerade solche Vereine haben viele Studenten in ihren Reihen, die auch die jetzige Zeit nutzen, um möglicherweise ihre Studienrichtung zu ändern. Dies passierte auch vor Corona, doch diese Spieler werden auch jetzt Universitäten wechseln und somit auch Vereine verlassen. Die Spieler und Trainer sind Menschen die ihr Leben auch in der Zeit von Corona planen, denn irgendwann so hoffen wir alle, wird wieder Normalität einkehren. Es besteht also die Gefahr, auch mit Blick auf die Wechselmodalitäten, dass Vereine große Probleme bekommen, bei der Variante der Fortsetzung der Saison ab September überhaupt noch spielfähige Mannschaften auf das Feld schicken zu können, und so nicht bei jedem Spiel antreten können. Bei drei Nichtantritten erfolgt laut TFV dann der Ausschluss, was haben wir dann erreicht? Weniger Mannschaften und mehr Spieler die sich dem Fußball abwenden werden. Wie soll ein Spielerwechsel in einen anderen Verband geregelt werden, der die Saison 2020/21 spielt?

Auch bei dem Argument einer möglichen zweiten oder dritten Corona-Welle, wäre die Variante der Austragung der Hinrunde der Saison 2019/20 die bessere, ist bei näherer Betrachtung kein Argument. Denn kommt es dazu, ist mit allen Maßnahmen erneut zu rechnen, und es könnte passieren, dass die Saison 2019/20 auch im Jahr 2021 nicht oder nie abgeschlossen wird. Wir sollten eine Wertung nach der Hinrundentabelle favorisieren.
Um den Rahmenterminplan zu entzerren, wäre es denkbar die Saison 2020/21 ohne einen Pokalwettbewerb zu spielen oder diesen in Turnierform auszutragen. Hier könnten vier bis sechs Mannschaften bei verkürzter Spielzeit einen Qualifikanten ermitteln. Dieses Prozedere könnte auch mit einem Finalturnier enden. Oder man spielt ab den Halbfinalspielen nicht mehr in Turnierform. Weiterhin wurden aus unserer Sicht keine Ansätze aufgezeigt, wie im Nachwuchs in den folgenden Spielzeiten vorgegangen werden soll.

Hier sehen die Verantwortlichen und Trainer des SCL und des JFV Eichsfeld Mitte die größten Probleme bei der vom TFV favorisierten Variante. So ist es nicht vermittelbar, wie Schüler trotz fehlendem Lernstoff aus der aktuellen Klasse komplett versetzt werden, aber beim Fußball eine Stagnation der Entwicklung stattfinden soll.

Zudem ist in der Jugendordnung eindeutig definiert wer in den Jugendspielklassen zu spielen hat: „Jugendlicher im Sinne der Jugendordnung ist, wer am 31. Dezember des laufenden Spieljahres das 19. Lebensjahr noch nicht vollendet hat.“ Sollte die Saison 2019/20 ab September fortgesetzt werden, kommt es hier zu einem eindeutigen Verstoß. In den A-Junioren würden wir einen verkappten Männerspielbetrieb durchführen und bei den B-Junioren einen der A-Juniorenaltersklasse und so weiter. Mit welchen Argumenten soll das den Spielern und Eltern vermittelt werden? Wir hebeln den bewährten Altersklassenübergang völlig aus. Wie weiter dann in der nachfolgenden Spielzeit? Da stellen wir dann wieder alles auf Anfang oder wie ist es gedacht? Aus unserer Sicht sehr schwer zu vermitteln. Brechen wir die Saison ab nehmen wir Spielern ein halbes Jahr in einem Jahrgang, setzen wir die Saison fort, nehmen wir den Spielern eine komplette Spielzeit in einer Altersklasse. Dies ist nicht förderlich für die Entwicklung der Nachwuchsspieler. Gerade im Alter der A- Und B-Junioren beginnen Lehre oder Studium, was die Vereine vor große Probleme stellen wird, die Mannschaften so wie sie in der jetzt unterbrochenen Saison gespielt haben, wieder auf das Feld zu schicken.
Weiterhin sehen wir einen Verbandstag für mehr als nötig, dieser ist ja für dieses Jahr noch terminiert. Egal welche Lösung es am Ende gibt, muss der Verbandstag genutzt werden, um sich für die Zukunft auf solch ein Szenario, wie wir es jetzt haben, vorzubereiten. Wir hoffen alle, dass dies nicht wieder eintritt, aber vorbereitet sollte man dann sein.

Zudem wäre es aus unserer Sicht von Vorteil gewesen, wenn man den Vereinen ein paar Tage mehr Zeit gegeben hätte um abzustimmen, denn in dieser Woche wird es von Seiten der Politik neue Entscheidungen geben. Der Individualsport ist ab diesem Montag (4. Mai) in Thüringen schon wieder möglich, in Niedersachsen vermehren sich die Anzeichen, dass es auch im Mannschaftssport Bewegung geben könnte.

Fazit: Im Sinne des Nachwuchsfußballs sollte eine Fortsetzung der Spielserie nicht in Frage kommen. Eine Fortführung der Spielserie bringt aus mehreren Gründen, einige haben wir angeführt, auch keine sportlich faire Lösung. In dieser Ausnahmesituation wird es keine Lösung geben, mit der wir alle Beteiligten mitnehmen. Aber wir sollten vor allem im Sinne unserer Kinder und Jugendlichen entscheiden, und uns nicht von Verträgen leiten lassen. Es ist uns klar, dass es keinen Königsweg gibt. Jedoch egal wie die Entscheidung aussehen wird, werden wir Verstöße gegen die Spielordnung in Kauf nehmen müssen, da es für solch eine Situation keine Regelung gibt. Klagen, so sie von den Vereinen angestrebt werden, sind daher immer möglich. Auch schätzen wir die Arbeit der Mitarbeiter und ehrenamtlich Tätigen des Thüringer Fußballverbandes, die die Lage aus Ihrer Sicht bewertet haben. Mit dieser Stellungnahme möchten wir eine Diskussion anregen. Vielleicht wäre ein Ansatz den Jugend- und Erwachsenenspielbetreib getrennt zu betrachten, denn im Jugendbereich sind es lange nicht so viele Spiele. Nun sind wir gespannt, wie sich die Vereine in Thüringen entscheiden werden.